Dienstag, 11. Oktober 2011

Österreich erkämpft sich ein 0-0 in Astana

Herbert Prohaska meine in seiner Rolle als ORF Analytiker völlig richtig: „Wir hätten das Spiel gewinnen, aber auch verlieren können“. Wie das mit einem Unentschieden eben so ist. Freilich kann das Ergebnis kein befriedigendes sein, ist Kasachstan auf der viel zitierten und immer noch wenig aussagekräftigen FIFA Weltrangliste irgendwo im Nirgendwo, während Österreich immerhin fast „unter ferner liefen“ platziert ist.

Die österreichische Mannschaft – wieder mit Alaba auf der rechten Seite, obwohl das gegen Aserbaidschan nicht so ganz aufgegangen ist – begann ambitioniert, laufstark, und versuchte durch schnelle Kombinationen zum gegnerischen Tor vorzuarbeiten. Der erste Torschuss, nicht lange nach dem Anstoß durch Dag, fast im Gegenzug der erste Eckstoß für die Kasachen, es begann mit einem munteren hin und her.

Nun war in den ersten 15 Minuten das Spiel schön anzusehen, auch wenn es zunehmend zerfahren wurde – mit hohem Tempo kam hohe Ungenauigkeit, und eine Ballverlustorgie stellte sich ein, die die Stürmer vorne verhungern ließ. Arnautovic, heute nicht unauffällig laufstark, holte die Bälle oft aus dem Mittelfeld, konnte sich aber auch nicht entscheidend gegen die kasachische Mauer durchsetzen. Im Endeffekt fehlte der letzte entscheidende Pass in die Spitze, um Janko gefährlich einzusetzen. Die erste Kopfballchance hatte Janko erst in der Mitte der zweiten Halbzeit.

Die Mannschaft nahm Tempo aus dem Spiel, kontrollierte es und kombinierte bedachter, vorsichtiger – trotzdem fehlte die Durchsetzungskraft nach Vorne. Im Gegenzug vermochten es die Kasachen, aus den häufigen Ballgewinnen nicht ungefährlich zu kontern, wobei in der ersten Halbzeit zwingende Torchancen allerdings ausblieben. Ekrem Dag hingegen hatte in der ersten Halbzeit gleich zwei gute Torchancen, konnte allerdings nicht erfolgreich abschließen – trotzdem war sein offensives Engagement bemerkenswert, auch wenn er in der Defensive wenig ballsicher war.

Alles in allem eine doch unterhaltsame erste Halbzeit, auch wenn es die neuesten ORF-Experten, Peter Simonischek und Michael Schottenberg das Spiel als langweilig empfanden. Schinkels hingegen behauptete, der zweite Gegner der Kasachen sei neben der österreichischen Abwehr der Ball selbst – und wurde in der zweiten Halbzeit doch eines besseren belehrt. Einzig Mählich zeichnete sich durch qualifizierte Kommentare aus.

Im Großen und Ganzen ließ die Mannschaft das Engagement der ersten Halbzeit im weiteren Spielverlauf schuldig – zwar konnte Fuchs ungefähr um die 46. Minute herum den kasachischen Torhüter durch eine Flanke direkt aufs Tor prüfen, doch das war für lange Zeit die einzige zwingende Torchance. Ivanschitz und Fuchs konnten auf der linken Seite flanken, was sie wollten – ihre Bälle fanden keine Abnehmer. Saubere und präzise Pässe auf die Stürmer fehlten, die Bälle wurden schon vorher leichtfertig vergeben, was den Kasachen bei ihrem Konterspiel sehr unterstützte. Zwischen der 50. und der 55. Minute kam es durch Arnautovic zur größten Chance bisher – ein schöner Sololauf, schönes Dribbling, doch vor dem Tor vergab er kläglich.

In weiterer Folge wurde Österreich in die Defensive gedrängt, denn bei den Kasachen kamen Pässe an, die nicht ungefährlich werden konnten. Dank Grünwald und der gut eingestellten Innenverteidigung, insbesondere Dragovic spielte stark, konnte ein Gegentor verhindert werden. Die Kasachen hatten dennoch die zwingenden Chancen, während die Österreicher die Bälle vergaben, verschenkten oder im ständigen Gewühl des kasachischen Strafraumes nie zum erfolgreichen Abschluss kamen. Ungefähr 15 Minuten vor Schluss, die größte Chance für Kasachstan, die Zentralasiaten versagten an der österreichischen Latte.

Ein unterhaltsames Unentschieden, das beinahe wie das Hinspiel geendet hätte – Janko traf in der Nachspielzeit, das Tor wurde allerdings aberkannt. Schlussendlich endet die Qualifikation nicht ganz zufriedenstellend, hatte man sich gegen die Kasachen mehr erwartet – jedoch sollte man nicht unglücklich über den Punkt sein, denn es hätte auch mit einer Blamage gegen den Tabellenletzten der Gruppe setzten können.

Marcel Koller hat sicherlich heute mehrere Notizblöcke vollschreiben können, es gibt einiges zu tun. Abhaken und arbeiten heißt nun die Devise, gegen die Ukraine beginnt wieder einmal eine neue Zeitrechnung. Nur bitte, nicht schon wieder einen kompletten Neubeginn.

Den hatten wir in den letzten Jahren doch recht häufig – Neubeginn mit der damit verbundenen Standardausrede „das Team muss noch entwickeln“. Der erste Neubeginn mit Hans Krankl, der 2002 das Team übernommen hatte, unter ihm mussten sich die neuen Spieler erst entwickeln. Mit Hickersberger wurde weiterentwickelt, mit Brückner zurückentwickelt und mit Constantini seitlich entwickelt – nun sollte die Entwicklungsphase langsam, aber sicher doch ein Ende haben.

Denn selbst die jüngsten im Team sind keine Rookies mehr – von Alaba, der bei Bayern München spielt, gemeinsam mit Spielern wie Robben, Schweinsteiger und Ribery und mittlerweile schon 14 Länderspiele absolviert hatte, kann man sich – wie man in den letzten Spielen auch gesehen hat – sehr viel erwarten. Fuchs hat bereits 44 mal das Länderspieltrikot getragen, ist 25 und auf Schalke einer der Leistungsträger – vermutlich ist er jetzt gerade auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Arnautovic ist 22, und Spieler in dem Alter gelten normalerweise schon als gestanden, weniger als „jung“. Dieser Teamkader ist nicht schlecht, mit diesen Spielern kann man durchaus einiges erwarten – und das sollte man sich auch. Denn jetzt ist der Zeitpunkt da, wo Ergebnisse vorzuweisen sind, und man nicht mehr „Entwicklung“ als Ausrede vorlegen kann. Neun Jahre Entwicklung sind genug.

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